Performed

GENTRIFICATION

17. September
Reservation
18. September 2016
Reservation

Von und mit – Jan Koslowski, Nele Stuhler, Svenja Gassen, Marlene Kolatschny, Anna Wille

Dramaturgische Beratung – Sebastian Brohn, Vasco Boenisch

Ein Projekt von Leien des Alltags und STAGE. In Zusammenarbeit mit der Allianz Kulturstiftung.
Eine Produktion der Ruhrtriennale in Kooperation mit Ringlokschuppen Ruhr, Schauspiel Essen, Schauspielhaus Bochum.

performed  17. & 18. September 2016, Ringlokschuppen Ruhr Mülheim

Gentifrication – Vati muss nach Herne. Und Mutti muss nach Lichtenberg | Leien des Alltags in Kooperation mit STAGE

Vier Performer*innen, in Berlin Prenzlauer Berg beheimatet, haben die Gentrifizierung ihres Viertels hautnah miterlebt und kehren nach ihrer Ausbildung in den Prenzlauer Berg zurück – als Motor eben dieser Gentrifizierung? Die Leien des Alltags möchten diesen Zusammenhang hinterfragen und mit ihrem Wissen das Ruhrgebiet beraten. Denn wenn Gentrifizierung – dann doch für alle. Die „Leien des Alltags“ sind Nele Stuhler , Jan Koslowski, Marlene Kolatschny, Anna Wille und Svenja Gassen. In ihren Arbeiten beschäftigen sie sich mit dem Alltäglichen und geradezu Banalen, das sie theatral aufarbeiten. In jeder ihrer Arbeiten werden sie für ein neues Thema zu ExpertInnen. In „Gentifrication“ stehen sie gemeinsam auf der Bühne.

„Als ich mich 2016 aufmachte, für mein Buch Mülheim Tour Recherche-Interviews im Innenstadtraum von Mülheim zu führen, hätte wohl niemand gedacht, welche tiefgreifenden Strukturveränderungen dieser kleine Ort an der Ruhr in den nächsten fünfundzwanzig Jahren durchmachen würde. Redet man heute von Mülheim, scheint dieser Ort einen großen Assoziationsraum zu öffnen. Man weiß, was gemeint ist, wenn man über die Mülheimer Hypergentifrizierung spricht, die jüngste Stadt Deutschlands, den Melting Pot der europäischen Kreativszene, das Tal der besten Programmierer der Welt. Betrachtet man diesen Sehnsuchtsort vieler Menschen aus der ganzen Welt heutzutage, kann man sich nur schwer vorstellen, in welchem Zustand sich diese Stadt damals befand, als ich mich aufmachte, die Bewohner zu betrachten und dem Geheimnis dieses Ortes auf die Spur zu kommen. Flaniert man nun über die quirlige Uferpromenade mit ihren unzähligen Cafés, Galerien und Restaurants, dann könnte man meinen, es wäre hier immer so gewesen. Als wäre dieses Paradebeispiel an urbanem Lebensraum ein natürlich gewachsener Raum, eine logische Konsequenz, ein urbaner Monolith, gewachsen in vielen hundert Jahren. Es ist die extreme Jugendlichkeit der Mülheimer Bevölkerung und ihre faszinierende Gabe, ihre Stadt so kunstvoll zu bespielen und zu schmücken, die einen beeindruckt und magnetisiert. Meine Mülheim Tour scheint nun wie ein altes Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Die gesammelten Bilder und Wörter scheinen nichts mehr zu tun zu haben mit dieser vibrierenden Stadt, die sich uns heute als eines der Zentren der freien Welt präsentiert. Es waren die drängenden Fragen der Zeit, welche hier nach Antworten suchten und auf diesem fruchtbaren Boden so innovativ beantwortet werden konnten: Die Perspektiven des urbanen Raumes mussten hier neu verhandelt werden. Grundlegend wurde die Stadt als Lebensraum in Frage gestellt und sie hat sich mehr als behauptet. Binnen Zwanzig Jahren hat Mülheim seine Einwohnerzahl mehr als verdoppelt und im Schnitt in einzelnen Stadtteilen um bis zu 50 Jahre verjüngt. Mülheims Bevölkerung wurde im letzten Vierteljahrhundert zu achtzig Prozent ausgetauscht. Es wurden drei neue Hochschulen auf dem Stadtgebiet eröffnet. Es gibt einen kleinen aber feinen internationalen Flughafen, der Stadthafen ist das Zentrum des deutschen Wassersports geworden, die geschmackvollen Yachten der neuen Mülheimer BOBOs und LOHAs schaukeln friedlich und in enormer Zahl nebeneinander… Diese Liste ließe sich sicher noch eine Weile weiterführen. Aber mit meinem alten Reisebericht im Kopf erschließt sich mir eine ganz andere Aufzählung. Es ist das verschwundene Mülheim, es sind die Orte welche man vergebens auf den heutigen Karten sucht. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, welche heute längst andernorts wohnen, die nichts mehr zu tun haben mit dieser Stadt, weil sie nichts mehr mit ihnen zu tun hat, obwohl sie noch immer den gleichen verheißungsvollen Namen trägt. Die Menschen, die inzwischen nach Herne, Düsseldorf oder Köln ziehen mussten, weil sie mit diesem Mülheim auf allen Ebenen nicht mehr mithalten konnten. Hätte man mich damals gefragt welche Prognose ich dieser Perle an der Ruhr attestieren würde, es wäre sicher keine rosige geworden. Doch anfangs kamen die Linkalternativen, dann die Studenten, die älter wurden, Familien gründeten und mit ihren neuen Bedürfnissen die Stadt veränderten. Heute, fünfundzwanzig Jahre später, folgen hochbezahlte Spitzenprogrammierer, führende Köpfe der kreativen Softwareszene, und neuerdings auch der neue Geldadel der Chefetagen aus der gesamten Republik. Sie alle wollen teilhaben am Mülheimer Ésprit, sie sind gekommen, um zu bleiben. Und war die Mülheimer Innenstadt vor knapp fünfzehn Jahren noch eines der größten Studentendörfer der Welt, muss man heutzutage schon genauer hingucken, um ein alternatives Kaffee zu finden, in welchem man weniger als 12,50 NDM für sein isotonfreies Kwass bezahlt. Mülheim wird heute als teuerste Stadt Europas gehandelt, direkt nach Zagreb und Krakau, aber auch als Stadt mit der größten Lebensqualität. Man ist erstaunt über diese vielfältigen Veränderungen, die diesen Epochenbruch eingeläutet haben. Man wünscht sich, dass sich jene Mülheimer Strahlkraft auch auf das restliche Europa außerhalb des Ruhrgebiets überträgt und man ist dankbar für die Erhaltung und Neudefinition von Stadtraum, die eine Vision von Zukunft denkbar macht. Wer hätte vor fünfundzwanzig Jahren schon gedacht, das diese alte analoge Idee der Stadt überhaupt noch eine Zukunft hat.“

 

Tickets reservation
Performance: GENTRIFICATION
Date: 17. September
Ticket Price:

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Performance: GENTRIFICATION
Date: 18. September 2016
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